Der Alhambra 

Vorwort  

Man findet hier und da Testberichte zu Autos, aber relativ selten welche von langfristigen Nutzern. Deshalb hier mal ein Erfahrungsbericht, natürlich aus rein privater Sicht und ohne jegliche Zuwendung für oder gegen die Veröffentlichung.

Aktuelles  

Da der Seat Alhambra prinzipiell ein VW Sharan ist, wundert es sicherlich nicht, dass die Ausführung mit 2,0-l-Dieselmotor von 2012 einen Motor vom Typ EA189 hat. Mal sehen, wie es weitergeht.

Die Entscheidung  

Vorgeschichte  

Da ich weder ein besonderer Vielfahrer bin noch ständig das aktuellste Automodell brauche, hielt sich mein letztes Auto rund 14 Jahre. Ein Seat Cordoba Vario, das Äquivalent zum VW Polo Variant, leistete mir in dieser Zeit fast immer gute Dienste, im Wesentlichen bis auf einmal im Winter eine leere Batterie. Das aber lag einfach am Alter. Auch diverse Urlaubsreisen auf den Samerberg, nach Stockholm und die eine oder andere Wanderfahrt wurden bewältigt. Dass es zu dritt mit Kinderwagen allmählich eng wurde, war allerdings ein wesentlicher Teil der Entscheidung, eine Ersatzbeschaffung in Angriff zu nehmen. Diese war eigentlich für 2013 geplant (TÜV-Ablauf), der Kostenvoranschlag für die Inspektion beschleunigte das Verfahren ein Jahr zuvor aber deutlich.

Kandidaten  

Zur Wahl standen ursprünglich vor allem Skoda Oktavia und Fabia, evtl. noch der Superb, jeweils als Kombi. Der Dacia Logan wäre ebenfalls noch ein Kandidat gewesen, jedenfalls ist Ruderkamerad Ecki mit ihm sehr zufrieden, wobei ich den Verbrauch (außer beim Diesel) für zu hoch halte. Ich bin dann aber doch noch rechtzeitig darüber gestolpert, dass es den Alhambra (wieder) gibt.

Modell  

Von Anfang an war klar, dass der Neuwagen auch mal zum Ziehen eines Anhängers geeignet sein soll, wobei das Ziel ein Möbelkauf, die Fahrt zum Sperrmüll oder vielleicht sogar der Bootstransport sein könnte. Neben dem "Haken" sollte demnach auch Allradantrieb verfügbar sein. Testberichte, die so weit ich gesehen habe allesamt positiv waren, bestärkten mich in der Entscheidung.

Konfigurator und Dokumentation  

Die meisten Automarken bieten inzwischen im Internet einen Konfigurator, eine Vorauswahl der Ausstattung wurde also vorab getroffen. Allerdings war meine Wunschkonfiguration zum Kaufzeitpunkt auf einmal nicht mehr möglich, im Zweifelsfall sollte man den Händler des Vertrauens oder auch die Preisliste zu Rate ziehen. Seat stellt sich hier etwas peinlich dar. Leider gilt das auch bei den technischen Daten, so bekam ich den ersten Hinweis darauf, dass es für Fünf- und Siebensitzer unterschiedliche Zuladungen gibt, auf irgendeiner Testseite im Web. Und selbst das ausgelieferte Handbuch passt nicht - es erwähnt einen Schalter zur Deaktivierung der Innenraumüberwachung, aber der wird (laut Seat-Forum) wohl gar nicht verbaut. Ersatzweise hilft der doppelte Druck auf die Verriegelungstaste der Fernbedienung.

Kauf  

Nach einiger Internetrecherche machte ich mich also prinzipiell schon fest entschlossen auf zum örtlichen Seat-Händler. Dieser konnte mir bei Vertragsunterzeichnung am 14. April kaum Hoffnung machen, dass der Wagen zum Sommerurlaub Ende Juli bereits verfügbar wäre, als voraussichtlicher Liefertermin wurde der September angegeben. Es ging letztlich aber wesentlich schneller, der Anruf kam bereits Ende Juni, und nach den erforderlichen Vorbereitungen war die Erstzulassung dann am 4. Juli.

You find the life vest under your Seat
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Leistung  

Verbrauch  

Im Mittel an der Tankstelle derzeit um die 7,5 l Diesel auf 100 km. Das hängt natürlich vom Fahrstil und den Verhältnissen ab. Bei Vollgas auf der Autobahn zeigt die Verbrauchsanzeige aktuell auch gerne mehr als 15 l/100 km an, so dass der Schnitt eines Tagesausflugs dann auf 8 l/100 km (Tanken) kommt. Auch bergauf ist bei 2 Tonnen Gesamtgewicht kein Dreiliterauto zu erwarten. Andererseits hat der Ali sich auch schon sparsamer gezeigt (jeweils lt. MFA):

In wie weit Zapfsäule und MFA zueinander passen, ist mir noch nicht klar. Böswillig (und damit realistisch) erscheint maximaler Verbrauch an der Tankstelle und minimaler Verbrauch im Multifunktionsdisplay.
Nach diversen Tests dürfte die 103-kW-Variante die sinnvollste sein. Der abgespeckte Motor mit 85 kW ist zwar günstiger im Preis, aber im Verbrauch nicht, und der mit 125 kW ist teurer. Ob man die Mehrleistung braucht, ist eher eine persönliche Frage. Mit Allradantrieb gibt es derzeit jedenfalls nur eine Variante (auch mit dem überarbeiteten Modell 2016), und die wiederum nur mit Handschaltung. Das DSG soll auch etwas zu kurz übersetzt sein und hat recht untypisch einen erhöhten Verbrauch. (Ob das nach der Modellpflege 2016 noch gilt, weiß ich nicht.)
Mit drei Erwachsenen, einem Kind (oder zweien) und Urlaubsgepäck ist an starken Steigungen auf der Autobahn allerdings gelegentlich Zurückschalten in den 5. Gang erforderlich.

Geschwindigkeit  

Die Werksangabe liegt bei 191 km/h. Bis etwa 170 km/h geht es auch forsch, bis 180 km/h noch ordentlich. Um das erste Mal die angegebene Geschwindigkeit auf dem Tacho (bzw. der Multifunktionsanzeige) zu haben, waren mehrere Versuche auf der A2 und der A395 erforderlich, bis es tatsächlich einmal klappte. Bergab zeigte das Display 201 km/h an.
Apropos: Wenn das Display bei 53 oder 54 km/h liegt, dürfte das etwa echten 50 km/h entsprechen, jedenfalls ist das meine Erfahrung von den Anzeigen, die es an manchen Ortseingängen gibt. Allerdings schwanken die gezeigten Werte bei Annäherung ordentlich.
Der zur Probe gefahrene stärkere Bruder (125 kW/170 PS) war mir als Fahrer eines gerade mal 44 kW starken Klein-Kombis schon fast unheimlich: Einmal auf's Gas, schon 180 km/h ...

Platz  

Sitze  

Hierzu ist wenig zu sagen: Normal große Menschen können auch ganz hinten noch sitzen. Das schaffen selbst die meisten SUVs nicht. Es sind zwar im Internet Stimmen zu finden, die es unpraktisch finden, dass die Sitze nicht ausgebaut werden können, mir ist das Wegklappen aber lieber: Viel Laderaum auf der Anreise in den Urlaub, und dort kann man problemlos 6 Mitruderer samt Tagesgepäck zum oder vom Boot fahren.
Dazu sind die Sitze im Handumdrehen geklappt und wieder aufgerichtet.

Gepäck  

Es gibt ein Gepäcknetz, das recht fest in den Schienen arretiert werden kann. Dazu gibt es auch zwei Spanngurte, die eingeclipst werden. Bei mir sind sie meist in Benutzung gewesen, um den Feuerlöscher zu befestigen. Man muss aber nicht sonderlich rasant in die Kurven fahren, und die Clipse lösen sich. Gut, ein Schaumlöscher von 10 l ist nicht gerade ein Leichtgewicht, aber das Ergebnis ist dennoch eher enttäuschend. Für Einkaufstaschen, die nicht umkippen sollen, sind die Clipse aber gut geeignet.

Ablagen  

Die Frage lautet eher "wo nicht" als "wo". Mittelkonsole mit Anschluss für USB (fast unendlich viel Musik ohne CD-Wechsel) und 12 V-Steckdose, Handschuhfach, Mittelablage, Schubladen unter den Vordersitzen, Fächer unter den Füßen der zweiten Reihe und noch einiges im Laderaum. Das Gepäcknetz passt übrigens bei Nichtbenutzung unter die umgeklappte dritte Sitzreihe.

Komfort  

Standheizung  

Hier sollte man beachten, dass die Standheizung eine Luftheizung ist. Innen wird es also angenehm warm und die Scheiben werden frei, der Motor macht aber dennoch einen Kaltstart. Nun, beide Prinzipien haben ihre Vorteile, die Luftheizung ist schneller und effizienter.
Die Fernbedienung reicht zudem sehr weit, aus einem Gebäude raus, 250 m weiter und dabei über einen Bahndamm in der Sichtlinie hinweg geht locker.

Coming Home/Leaving Home  

Kann man nicht viel zu schreiben und muss man wohl auch nicht: Das Licht geht an, wenn die Türen entriegelt werden bzw. es bleibt auch nach dem Aussteigen noch eine Weile an.

Assistenten  

Fernlichtassistent  

Hier bin ich etwas gespalten. Einerseits schaltet er fix, ohne dass man eine Hand vom Lenkrad nehmen muss, andererseits gibt es immer mal wieder Situationen, in denen er nicht vorausschauend agieren kann und entweder zu spät abblendet, unnötig abblendet (vom eignenen Licht an Verkehrszeichen irritiert) oder unruhig ein- und ausschaltet.

Spurhalteassistent  

Auch dieser Assistent hat manchmal Schattenseiten. An sich ist er klasse, man kann sogar die Hände vom Lenkrad nehmen, bis er meckert. In Baustellen folgt er leider zu brav den weißen Linien, obwohl die gelben Vorrang haben. Wenn man damit nicht rechnet, gibt es einen unangenehmen Ruck am Lenkrad.

Parklenkassistent  

Bei Seat "Parkassistent mit Optical Parking System" genannt, parkt er besser ein als ich. Meistens jedenfalls. Wenn die Straße zum Bordstein hin recht steil abfällt oder dié anderen Auto schon schief stehen, vollbringt er keine Wunder.

Vermischtes  

Räder  

Es ist zwar nicht das wichtigste für ein Auto, aber wenn man schon investiert, dann sind attraktive Felgen allemal drin. Eigentlich hatte ich geplant, die ab Werk (gegen Aufpreis) verbauten 17"-Felgen Kiroa mit Winterreifen zu versehen und für den Sommer was anderes zu nehmen. Es gibt auch nette Felgen, allerdings fand ich erst beim Blick auf die Papiere in fast allen Fällen den Hinweis, dass die Nutzung nur mit Frontantrieb zulässig ist. Die letztlich dann erworbenen 205/60 R 16 auf 6,5x16 Enzo B sind schneekettentauglich. Testen konnte ich den Genuss aus Allradantrieb, Winterreifen und Schneeketten noch nicht, da das Wochenende der Lion Town Dancers (siehe Squaredance) im Harz bei Regen und Temperaturen knapp über Null stattfand. Auch die Winter darauf ließen mich bislang noch keine Schneeketten nutzen. Regen, nasses Laub, Schnee und Eis machten bislang aber noch nie Traktionsprobleme.

Für den Notfall  

Das ist zwar nicht die werkseitige Ausstattung, aber zur Information, was sich in der Mörtelwanne im Kofferraum oder an anderer Stelle findet:

Dazu gehören auch noch Rettungskarten, die der Feuerwehr die kritischen Teile des Autos zeigen. Es gibt sie zum Download und Ausdrucken, beispielsweise unter ⇒ www.rettungskarte.de, einem Angebot des ADAC. Empfohlener Platz ist unter der Fahrer-Sonnenblende. Da ein DIN A4-Papier praktisch nichts wiegt und ein Ausdruck kaum was kostet, habe ich sicherheitshalber auch unter der anderen Sonnenblende und im Fach auf dem Armaturenbrett einen Ausdruck, dazu ein einlaminiertes "Vorführexemplar" in der Tür.

Die Kombitasche mit Verbandzeug, Warndreieck und Warnweste, die es zum Auto dazu gab, habe ich auch nicht ausgepackt. Meistens ist noch ein normaler Notfall-Rucksack dabei, der um einige Kältekompressen, Wundschnellverbände (Pflaster), Sprühpflaster und zwei Decken erweitert wurde. AED und Pulsoxi sind allerdings erst für einen nennenswerten Lottogewinn vorgesehen.

Im Winter werden Schneeketten, eine Schneeschaufel und eine Box Lavagranulat mit kleiner Gartenschaufel nebst Handschuhen und einer Warn-Pudelmütze ergänzt.

Für das sommerliche Grillen könnte ich immerhin eine Feuerpatsche und eine Kübelspritze aufwenden :-)

Dachbox  

Anlass  

Nachdem sich der Alhambra im Bayernurlaub 2013 mit Frau, Kind und Oma sowie ab 2014 in die Pfalz und an die See dann auch mit zweitem Kind als hinreichend geräumig gezeigt hat, wäre eine Dachbox an sich gar nicht nötig. Zum Urlaub 2015 in Bayern kam es schließlich dazu, weil ich neben dem Kinderwagen auch den Bollerwagen mitnehmen wollte (der Kinderwagen wurde letztlich dann doch nicht benutzt) und sich inzwischen auch einiges an Notfallmaterial angesammelt hat (siehe oben).

Auswahl  

Die Idee war "Klotzen statt Kleckern". Wenn schon Dachbox, dann auch eine mit richtig Platz. Der Alhambra ist schließlich kein Kleinwagen. Nach etwas Internet-Recherche fand ich zur Beluga XXL von ⇒ Mobila, die mit 800 l schon allein das Volumen einen besseren Kofferraums bietet, vom Gewicht her aber noch akzeptabel ist (schließlich passen samt Box und Träger nur 100 kg auf das Dach). Als Träger dienen SlideBar von Thule mit Rapid System 775.

Alhambra mit Dachbox
Alhambra mit Dachbox

Füllung  

Gefüllt wurde die Dachbox mit einem Bollerwagen (Eckla XXL Trailer oder heute Ecklatrak XXL) einschließlich Tasche, Reserverad und Verdeck sowie Wanderstiefeln, Gummistiefeln und mehreren Reisetaschen mit dem gesamten Gepäck von Dani, den beiden Kindern und mir (bis auf Tagesverpflegung und meinen Rucksack). Dabei waren aber noch einige Lücken drin.

Auswirkung  

Besondere Auswirkung auf das Fahrverhalten an sich konnte ich nicht feststellen, ich bin jedoch mit der vollen Box nicht sonderlich forsch gefahren. Der Verbrauch blieb ziemlich genau im Mittel von 7,5 l/100 km, bei Tempomat 110 km/h auf der Autobahn und gelegentlichen Spurts zum Überholen. Im Vergleich zur ersten Fahrt auf der Strecke ein Mehrverbrauch von einem halben Liter auf 100 km (bezogen auf das Tanken) oder in etwa das was bei 140 km/h verbraucht worden wäre. Mit der leeren Dachbox auf dem Samerberg, naturgemäß langsamer (keine Autobahn), stieg der Verbrauch von 8,6 l/100 km auf 8,9 l/100 km an. Das kann aber auch durch das Mehrgewicht gegenüber 2013 bedingt sein.

Unterhalt  

Da ich nicht gerade ein Vielfahrer bin und der Alhambra nach 3 Jahren immer noch unter 30 000 km lag, ist an sich auch nicht viel zu erwarten. Ein etwas ausladender Ast auf dem Hof hat ein Rücklicht zerschlagen (in der Höhe wirken die Ultraschallsensoren nicht, und auf die Kamera habe ich wohl gerade nicht geschaut) und es fand sich mehrfach eine Schraube im Reifen, so dass dieser beim anstehenden Wechsel ersetzt werden musste. Ansonsten ist ein Ölwechsel beim Turbodiesel nicht gerade günstig. AdBlue hat etwa 20 000 km oder 1450 l Diesel gehalten.

Ärgerlich ist allerdings, dass schon nach zwei Jahren zur Inspektion die Bremsen hinten beanstandet wurde. Zum ersten TÜV nach drei Jahren mussten die Scheiben ausgetauscht werden. Gut 300 Euro hat der Spaß gekostet. Ist halt dumm, wenn man vorausschauend fährt und die Bremsen nicht regelmäßig sauber bremst.


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