China - Land und Leute

Abgesehen von Eisenbahn und Sehenswürdigkeiten - was ist das den für ein Land, in dem ich da war? Ist es wirklich so, dass mehr als eine Milliarde kleiner gelber Menschen mit Schlitzaugen im Mao-Look gewandet immer nur lächelnd mit Stäbchen ihren gebratenen Hund mit Reis essen?

Vielleicht sind folgende Thesen hilfreich:

  1. China ist anders als man erwartet hat.
  2. Manchmal ist China so wie man es sich vorstellt.
  3. Trifft 2 zu, so schließt das 1 nicht aus.
  4. Im Zweifelsfall passiert etwas Unerwartetes.
  5. China ist anders.

Das Essen

Beginnen wir mit dem Punkt, der uns am nächsten liegt: Dem China-Restaurant in Deutschland, meist nur ein, zwei Ecken entfernt. Nun sieht das Personal in den Läden ja schon fernöstlich aus, ist aber dennoch nur in wenigen Ausnahmefällen chinesisch. Es überwiegen bei weitem Vietnamesen, Thailänder und Koreaner, die alle selber eine interessante, jedoch andere Küche im Land haben. Keine Ahnung, warum sie sich als Chinesen verkaufen. Jedenfalls gibt es in vielen Restaurants Probleme, wenn man mit echten Chinesen Essen geht, weil man die Speisekarte erst einmal auf Chinesisch übersetzen muss. Die Ähnlichkeiten sind immerhin unverkennbar, wobei allerdings China selbst schon wieder mehrere Küchen hat: Kantonesisch, Sichuan (Szechuan) ...

Der richtige Tipp für China-Reisende: je einfacher das Essen, desto vertrauter. Bekommt man in Spezialitätenrestaurants bis hin zu Entenzunge, fritiertem Skorpion und gekochter Schlange so ziemlich alles, so ist die "Hausmannskost" etwa das, was wir uns vorstellen. Da gibt es diverse Gemüse, auf Wunsch mit etwas kleinem Fleisch und etwas Soße. In unserem Stammrestaurant in North Fuyang, wo wir mittags immer einkehren, ist auch Rührei mit Tomate oder eine Art "Cornflakes" immer beliebt. Und aus dem großen Bottich im Treppenhaus haben wir uns gelegentlich einen Fisch ausgesucht. Unbekannt ist eigentlich nur ein weißgraues Etwas in dünnen Scheiben mit Löchern, sieht aus wie ein paar Quadratzentimeter blasser Schweizer Käse, ist aber tatsächlich aus der Lotosknolle. In besseren Restaurants bekommt man auch die Stengel und schließlich die Blüten, je höher, desto teurer. Reis ("Mi fan") wird separat bestellt, Tee ("Cha") gibt es gratis. Da wir hier immer nur Fleisch in kleinen Bissen bekommen, fällt auch nicht so auf, dass Fleisch sonst komplett serviert wird. Das heißt, das Huhn wird zubereitet und hinterher mit einem scharfen Messer zerteilt. Auf dem Teller liegen dann die Stücke wie bei unserem "Chinesen", allerdings komplett mit den Knochen. Diese werden bei Bedarf vom Mund auf den Tisch bzw. in eine separate kleine Schale entsorgt. Ein chinesischer Kollege, der gelegentlich auch in einem Restaurant in Hannover aushilft, meinte dazu zu mir, dass sowas bei uns unverkäuflich sei. Suppe ist keine Vorspeise, sondern der Abschluss der Mahlzeit.

Hund gab es übrigens nicht. Zumindest in der Region Fuyang ist man der Ansicht, dass Hund so energiereich sei, dass es sich nur im Winter lohne, ihn zu essen. Und da wir im April bzw. Mai da waren ...

Auf dem linken Bild sieht man, wie das Essen angerichtet wird: die Gerichte in der Mitte, nur der Reis kommt separat für jeden. Links vorn die Lotosknolle in Scheiben, mittig die "Cornflakes", hinten rechts Kartoffel. Den Rest kann ich nicht mehr erkennen. Charakteristisch ist auch die Tischdecke aus echtem Polyethylen (?) und die Plastikbecher für den Tee (nein, das ist kein Bier). Stäbchen sind Einwegartikel, werden paarweise als ein Stück (am oberen Ende verbunden) produziert, aus der Hülle genommen, auseinander gebrochen und gegeneinander gerieben (wer "Blade Runner" kennt, hat es schon mal gesehen). Auch ein Tütchen mit ein paar Papiertüchern gehört dazu. Warum eine deutsche Zeitung mal schrieb, in China müsse man den Kindern das Essen mit Stäbchen wieder beibringen, weiß ich nicht, dem ist absolut nicht so. Am Besteck erkennt man ein Touristenrestaurant, und sowas gibt es in Fuyang nicht.

Gedeckter Tisch Gästezimmer

Hier das Gasthaus von außen. Im Anbau links ist die Küche, am Boden zwei Ventilatoren, mit denen das Feuer so richtig angeheizt werden kann. Apropos: sollte ich mal selbst bauen oder wenigstens eine ausreichend große Küche einrichten, so steht die Wok-Gaskochstelle aus dem Hause Siemens auf der Liste ;-) Dahinter liegt ein Raum, in dem die Lebensmittel ausgestellt sind. Man kann also hingehen und zeigen "davon, davon, davon". Die Räume, in denen wir essen, liegen oben, der Raum mit den Bildern oben ist das Fenster im ersten Bild ganz rechts. Im Vordergrund der Hühnerstall. Der winkende Herr auf dem zweiten Bild ist der Chef, das daneben seine Tochter, die gerade (2002) die Vorschule besucht und lernt, die Zahlen zu schreiben. Ganz links - im Jackett - die Dame des Hauses.

Gedeckter Tisch Gästezimmer

Die Drehplatte ist wegen der Tischdecke nicht in Benutzung. Sie ist aber recht praktisch, gerade da man in der Regel pro Person mindestens ein Hauptgericht bestellt, von dem dann alle nach Wunsch essen. Bei Fisch gibt es noch (wenigstens in Fuyang) die Sitte, dass der, auf den der Kopf zeigt, dem zuprosten muss, auf den der Schwanz zeigt. Ein "Prost" kennt die chinesische Sprache allerdings nicht, nur ein "Oans, zwoa, Gsuffa!": bei "Gan bei!" werden die Gläser geleert. "Bei" = Glas, Becher, "Cha bei" = Teebecher.

Fuyang soll bis in die 90er Jahre hinein für Ausländer gesperrt gewesen sein, so dass sich gewisse Bräuche erst nun durchsetzen. So war Bier angeblich lange nicht erhältlich. Ein guter deutscher Brauch ist bekanntlich, Bier kühl zu trinken. Hatten wir das irgendwie verständlich gemacht und lieferte der Wirt das ehemals lauwarme Gesöff dann wenig später erneut aus, so war es hinterher kaum wärmer als ein Speiseeis. Eine Dose von einem "Energiedrink" (Orangengeschmack, mit Honig gesüßt, natürlich gibt's in China inzwischen auch sowas) nicht mal das, die war überwiegend fest. Eis haben wir allerdings gar nicht gegessen. Es gab selten welches, und dann ist da die Salmonellengefahr. Dafür gab es 2001 frische Litschis vom Markt (2002 war es noch zu früh).

Bier ist ein Produkt, das die nicht unbedingt rühmliche Geschichte deutscher Interessen in China hinterlassen hat, das aber ebenso wie deutsche Wertarbeit in China einen sehr guten Ruf hat. Tsingtao ist eine Stadt, in der man - laut Reiseführer, ich war nie da - heute noch die deutsche Bauweise sehen kann. Das Bier ist gut, ebenso wie einige andere Biere. Von allen kann man das leider nicht sagen, wir hatten einmal ein ausgesprochenes Schädelpils - eine Flasche und es brummt. Das einzige Gebräu mit Aufschrift "Germany taste" kann man sich vielleicht vorstellen, wenn man versucht, ein Andechser Doppelbock durch Verdünnen und chemische Beigaben in ein Altbier zu verwandeln. Apropos Flasche und Dose: Größe ist, was die Maschine hergibt. Typisch ist ungefähr ein Drittel (0,3, 0,32, 0,33, 0,36) in Dosen und ein guter halber Liter in der Flasche, z. B. 640 ml.

Sprachlich das größte Rätsel für mich ist die Frage, ob die Ähnlichkeit zwischen Chinesisch "pijiu" und tschechisch "pivo" Zufall ist oder nicht. Möglich ist alles, von tschechischen Brauherren in China habe ich jedoch noch nie gehört. Pilsener Bier ist übrigens keine tschechische, sondern eine deutsche (bayerische) Erfindung: den Deutschen in Pilsen schmeckte ihr eigenes Bier nicht, und sie ließen einen Braumeister aus Bayern kommen, der dann die untergärige Brauweise eingeführt (und wohl auch selbst erfunden) hat.

Zum Frühstück gehört traditionell eine Suppe, man kann alternativ gebratenen Reis bekommen, Gemüse wie mittags, aber auch süße Brötchen. Letztere mit Stäbchen zu essen, ist eine Herausforderung. In der Regel haben wir aus Beijing dunkles Brot und Käse mitgenommen.

Selbstbedienungsrestaurants gibt es auch in den Kaufhäusern, wo man in der Regel erst gegen Bargeld Gutscheine kauft und mit diesen dann an der Essensausgabe bezahlt. Ist immerhin etwas hygienischer. Für Getränke kommt meist jemand herum. Ganz in ist zudem ein amerikanisches Schnellrestaurant, nein, nicht das mit dem schottischen Namen (der nicht vom Gründer stammt, sondern zugekauft wurde), aber das aus dem Staat der Pferderennen mit gegrillten Hähnchen. Wir haben jemanden kennen gelernt, der gerade (April 2002) für seine Firma eine zweite Filiale eröffnet. Die erste gehört einem anderen Franchise-Nehmer. Die Preise sind aus unserer Sicht normal, für chinesische Kleinverdiener hingegen ein kleines Statussymbol, wie ich es 1989 schon in Ungarn erlebt habe.

Abends gibt es auch die Möglichkeit, auf der Straße bei kleinen Händlern zu essen, die dann an bestimmten Stellen wie Pilze aus dem Boden schießen. Suppen, Nudeln (frisch vor unseren Augen geknetet und geschnitten - Spaghetti ist eine chinesische Erfindung, die über Marco Polo nach Italien gekommen ist), Gemüse, Fleisch, aber auch Froschschenkel kann man bekommen. Besonders interessant fand ich eine Art Schaschlik oder Suflaki, kleine scharf gewürzte Fleischstücke, auf Fahrradspeichen über offenem Feuer zubereitet. Dazu frisches Brot vom Stand nebenan, kühles pijiu von der anderen Seite und beim Essen sehen, wie die chinesischen Passanten einen ansehen ;-)

Eine Alternative sind Fertiggerichte. Bei uns gibt es diese kleinen Suppen, auf die man nur noch heißes Wasser tun, umrühren und warten muss. In China sind es große Suppen, vor allem Nudelsuppe. Es gibt auch "bivalente" Fertiggerichte, die je nach Wasser und Soße als Suppe oder Nudelgericht verspeist werden können. Stäbchen sind mit dabei. Da man das stark gechlorte Leitungswasser nicht trinken kann, hat unser Hotel in Fuyang Spender für raumwarmes und heißes Wasser, das aus Behältern kommt, die man bei uns gelegentlich in Kaufhäsern sieht. Die Geräte gibt's da in jedem Kaufhaus, für die Logistik der Behälter gibt es entsprechende Unternehmen.

Das soll's zum Thema Essen vorerst gewesen sein, nur noch eins, weil ich beim Tippen gerade ein paar Erdnüsse knabbere: Selbige sind ebenfalls ein Hauptgericht. Das eröffnet für unsere Parties einen neuen großen Spaß: Erdnusswettessen mit Stäbchen :-)

Einkaufen

Egal, welche Sprüche man hört: in China gibt es alles. Problematisch kann der Preis werden, genau so auch die Suche danach. Aber der Reihe nach.

Die typischen Touristenartikel gibt es überall da, wo Touristen sind oder auch nur erwartet werden. Bei unserem Ausflug am Dienstagnachmittag auf die Mauer schienen mehr Verkäufer unterwegs zu sein als Besucher - das waren praktisch nur drei Siemensianer und eine chinesische Schulklasse. (Von der jetzt drei Mädchen als Andenken ein Foto mit zwei Langnasen haben.) Drei T-Shirts "I climbed the Great Wall" einen Dollar (eher unüblich, sonst handelt man auch mit Touristen nur in Landeswährung), bei Desinteresse geht das Angebot auf vier Stück und mehr. Die absolute Mehrheit der Touristen sind in China übrigens Chinesen. Ach, Währung: es gab mal einen Touristen-Yuan, heute zahlen alle mit dem gleichen Geld, dem Yuan, im Amtschinesisch Renminbi (Volksgeld) RMB. Die jiao (sprich mao), Zehntel, sind mir nur im Supermarkt im Hotel in Beijing begegnet, sonst sind alle Preise in vollen Yuan angegeben gewesen. Es gibt ein, zwei und fünf jiao-Münzen und sogar Scheine. Letztere sind mir nur nagelneu, wie frisch gebügelt, begegnet. Offiziell gibt es auch Hundertstel (fen), aber wo, das kann ich nicht sagen.

Bekannt und bei der Industrie verrufen sind die Imitate von Markenartikeln. Wie eingangs bereits angedeutet, gibt es gegenüber vom Hotel (in Beijing) eine Ladenzeile, in der alles verkauft wird, was an Kleidung, Accessoires und Uhren Rang und Namen hat. Um keine Anwälte auf den Plan zu rufen, zähle ich die Marken hier lieber nicht auf. Noch bedeutender ist der "Seidenmarkt", der unter diesem harmlosen Namen auch im Reiseführer steht. Schon eine Ecke vorher sprechen einen die Bauchladenverkäufer mit ihren "Schweizer Arbanduhren" an. Der eigentliche Eingang ist auf vielleicht zwanzig Meter sehr schmal, zum Glück wird es hinten weiter. Nichts für Menschen mit Hang zur Klaustrophobie oder gar dem vorbeugenden Brandschutz im Hinterkopf. Konnte man früher noch hinten hinaus, so sind dort nun beide Straßen abgesperrt und von der Polizei bewacht. Vielleicht um Taschendieben den Fluchtweg zu nehmen ... immerhin ist es dort normal breit und somit im Brandfall als Fluchtraum geeignet.

In Fuyang gibt es (mindestens) eine ähnliche Ladenzeile. CD-ROM mit diversen Versionen von Standardsoftware vielleicht 10 Yuan - wenn man Ausländer ist und ausgenommen wird. Als wir die Probe machen, kann nicht mal der Brenner die CD "Made in Chinese Backyard" lesen.

Großer Renner sind in China seit jeher VCDs, Video-CDs, die sich wenigstens in Deutschland nie durchgesetzt haben und praktisch nirgends zu finden sind. Der Geländewagen der Bahnverwaltung Fuyang hat sogar einen Fernseher mit CD/VCD-Player eingebaut, so dass man während der Fahrt die neusten Hits aus dem Musikkanal genießen kann. Karaoke ist ohnehin ein Volkssport.

Die Markenpiraterie geht so weit, dass man angesehene Namen an Produkten findet, die von jener Firma gar nicht produziert werden. Aufgefallen sind mir (und da nenne ich die Namen doch mal) HSS-Spiralbohrer von VW und Sitzbezüge von Mercedes-Benz.

Typisch ist auch sonst, dass ein Großteil des Einzelhandes in spezialisierten Läden bewältigt wird, die oft kaum größer als eine Garage sind und die sich zudem noch passend gruppieren. Da gib es nicht weit vom Hotel die "Elektro-Ecke", jeder Händler mit Tausenden von Teilen, aber kaum einer mit zwei gleichen Schaltern. Daneben die Handy-Zeile mit den aktuellen Mobiltelefonen. Der Versuch, hier ein Datenkabel zum PC zu finden, war allerdings nicht von Erfolg gekrönt, alles andere kein Problem. Die Telefonkarten gibt es dann in der Post bzw. davor bei fliegenden Händlern. Eine bei uns unbekannte Spezialität sind Handytaschen, in denen das Gerät waagerecht am Gürtel befestigt ist und nach oben (lange Seite) heraus genommen wird, praktischer als unsere Taschen. Was so aussieht wie holländischer Käse in einer roten Folienverpackung, ist jedoch ein Paket Feuerwerkskörper. Da auch diese "zeilenweise" gehandelt werden, ist im Falle des Falles der Knall ein wenig lauter.

Und wieder typisch, dass je ein Verkäufer hinter anderthalb Meter Tresen sitzt, jedoch selten jemand aktiv wird. Aber es gibt Ausnahmen: Auf der Suche nach PC-Hardware erscheint plötzlich eine junge Frau aus hinterer Reihe und spricht ausreichend Englisch, um uns zu verstehen. Das ist uns noch nicht mal im Hotel passiert. Leider hat uns auch das nichts gebracht ... im Jahr 2002 noch eine Festplatte von etwa einem Gigabyte zu bekommen, dürfte weltweit unmöglich sein.

Die Quittung ("Fapiao") ist nur echt mit zwei Stempeln. Also Artikel wählen, zur Kasse und dort bezahlen, zurück zum Tresen, Ware holen und Quittung stempeln lassen.

Kaufhäuser, in denen man nicht nur unter einem Dach, sondern von einem Anbieter (fast) alles bekommt, sind noch relativ neu, allerdings gibt es in Fuyang in Hotelnähe gleich drei mit etwas unterschiedlichem Angebot. Eines davon gehört zum Hotelbetreiber. Aufgefallen ist mir da 2001 ein 16:9-Fernseher mit 82 cm Bilddiagonale für schlappe 14.999 RMB, also so teuer wie bei uns.

Freizeit

Wir haben uns nicht in Fuyangs Nachtleben gestürzt, aber ein paar Sachen konnte man auch so beobachten. Wie schon kurz erwähnt ist Karaoke eine große Leidenschaft der Chinesen. Schachspieler konnte man auf der Straße nicht sehen, wobei chinesisches Schach auch etwas anders ist als das bei uns bekannte Spiel. Nicht zu übersehen war aber abends das plötzliche Auftauchen von Billardtischen entlang der Straßen. Wenig später stehen dann überall Chinesen in weißen Handschuhen an solchen Tischen und schieben zu Feierabend eine ruhige Kugel.

Billardtische

Hinter einer "U-Bahn-Treppe" verbirgt sich eine Rollschuhbahn im Untergrund. Ich ließ mich noch aufklären, dass man in einem Nachbarraum auch Bogenschießen kann, ein Yuan pro Schuß auf eine Scheibe, drei auf lebende Hühner.

Diskotheken gibt es natürlich auch, z B. den Manhattan Disco Square.

Direkt gegenüber vom Hotel ist zudem ein Vergnügungspark. Es ist schon lustig, wenn man am Wochenende in China im Hotelzimmer sitzt und plötzlich - tsch-tsch-tsch-schuhuu! - draußen eine Westerneisenbahn zu hören ist.

Sprache

Das bestätigt meine These, dass China anders ist. Unglaublich kompliziert und gleichzeitig unglaublich einfach. Die chinesische Grammatik ist geradezu primitiv, es gibt weder Konjugation noch Deklination und das Hilfsverb "sein" auch nicht. So heißt "Ich bin Deutscher" einfach "Ich De Land Mensch". Das Problem ist nur, dass die Chinesen das mit ihren Bildzeichen ausdrücken. Die Aussprache ist ebenfalls nicht ohne. Es gibt zwar insgesamt nur 420 Silben, aber da man den Sprachumfang irgendwie bewältigen muss, werden diese auf vier Arten betont, was die Bedeutung im Extremfall ins Gegenteil verdrehen kann (kaufen-verkaufen). Zudem ist die Aussprache regional unterschiedlich, bei der Ausdehnung Chinas ist das sicher verständlich. Die Beschränkung auf 420 Silben führt auch dazu, dass fremde Namen gelegentlich ungewohnt ausgesprochen werden, wenigstens alle, bei denen in einer Silbe zwei Konsonanten aufeinander folgen. Im Chinesischen gibt es das nicht, und so kennt man in China z. B. "Siemens" unter "Chi men se". Als wir mehrfach in verschiedenen Betonungen "Coca-Cola" versuchten, verstand man uns nicht. Wir schoben "Pepsi" nach und bekamen zwei Dosen "Coca-Cola" vorgesetzt ...

Gewisse technische Begriffe und vor allem Abkürzungen haben im Chinesischen keine Entsprechung, so dass es teilweise vorkommt, dass in Unterlagen zwischen den chinesischen Zeichen hier und da lateinische Buchstaben stehen. Mit den Zahlen ist es genau wie bei uns: im Text ausgeschrieben (chinesische Zeichen, die man meistens, aber nicht immer mit etwas Phantasie erkennen kann), größere Zahlen und in Rechnungen und Aufstellungen unsere "arabischen" Zahlen. Wobei die echten arabischen Zahlen wiederum etwas anders aussehen als das was wir kennen.

Die Texterstellung am Computer wird heute in der Regel mit normalen Tastaturen gemacht. Mit einer Zusatzsoftware kann ein Wortstamm gewählt und daraus das passende Wort gesucht. Letztlich dauert es somit nicht länger, einen Text in Chinesisch zu schreiben, als in Deutsch oder Englisch.

Nun kann man fragen, ob es mit unserer Software bzw. unseren Tastaturen und den oben angesprochenen Abkürzungen keine Probleme gibt. Nein, die gibt es nicht, denn neben den chinesischen Zeichen (in China selbst modernisiert und vereinfacht, in Taiwan noch traditionell) gibt es auch eine offizielle "Lautschrift", das Pinjin, das jeder Silbe eine lateinische Umschreibung zuordnet. Somit sind die chinesischen Wörter, die ich hier benutze, Pinjin, und das ist auch der Grund, warum es Beijing und nicht Peking heißt. Die Kinder lernen beide Schriften gleichzeitig. Dass Pinjin allein sich nicht durchsetzt, mag einerseits traditionelle Gründe haben, es ist aber auch technisch nicht möglich, da es nicht eindeutig ist: mehrere Tausend Zeichen lassen sich nun mal nicht in ein paar Hundert (420, mit Akzenten etwa mal 4) Silben pressen. Regeln für die Zusammenschreibung gibt es zwar, diese sind aber nicht immer eindeutig, so dass man "Fuyang", "Fu Yang" und sogar "FuYang" finden kann.

Bei den Sprachführern, die ich in der Hand hatte, ist mir aufgefallen, dass keiner von ihnen das Wort "Billard" (Sport und Freizeit) oder "Hund" (Essen und Trinken) erwähnt ...

Verkehr

Das Land der Radfahrer? Selten sind sie nicht gerade, aber vierrädrige Verkehrsteilnehmer sind in einer Stadt wie Fuyang in der Überzahl. Und das, obwohl ca. 60% von denen Taxen sind, der Rest vor allem Lieferwagen und LKW. PKW, die nicht Taxen sind, sind weitgehend Firmenwagen und Wagen von Behörden. Dann fährt halt ein Konvoi von vier schwarzen Limousinen mit Warnblinkern durch die Stadt und bekommt sogar noch mehr Respekt als z. B. ein Krankenwagen. Zum Thema Taxi zählen auch viele Motorräder. Hinten drauf und für wenig Geld zum Ziel. Die Fahrer tragen selbst keinen Helm, vereinzelt einen Bauarbeiterhelm.

Die meisten Autos sind klein (fast das einzige zugelassene Auto für Taxen in Fuyang ist der Suzuki Alto), die Oberklasse markiert der Santana 2000 mit Zentralverriegelung, getönten Scheiben und Klimaanlage. Es gibt natürlich auch wirklich reiche Chinesen, die sich im 600er Mercedes durch Beijing oder Shanghai fahren lassen.

Regeln? Radfahrer nutzen den Radweg, (an neuen Hauptstraßen) ca. 4 Meter breite Mehrzweckspuren, von der eigentlichen Fahrbahn durch ein kleines Bankett abgetrennt. An roten Ampeln (die aber meist für Rechtsabbieger nicht gelten) wird gehalten. Das war es so etwa. In Beijing haben wir mehrfach eine Kreuzung passiert, auf der ein Polizist stand, mit dem Erfolg, dass die Taxifahrer kurz vorher immer den Gurt angelegt haben. Außerdem sind in Beijing Gardinen vor dem Taxifenster verboten und ein "Käfig" für den Fahrer vorgeschrieben.

Verkehr vor dem Hotel

Sonst kann man fahren, wie man lustig ist und den größten Vorteil hat. Die neuen Straßen haben vier Spuren, also typischerweise drei in die eigene und zwei in Gegenrichtung. Nicht umsonst gibt es auf sehr vielen solchen Straßen in der Mitte eine bauliche Sperre, was nicht immer eine Leitplanke ist. Auf den Stadtschnellstraßen von Beijing (vermutlich auch anderswo) ist teilweise die ganz linke Spur (von dreien) nur für Fahrzeuge mit einem Hubraum von mindestens 1600 ccm zugelassen.

Auf diesem Bild ist eine gute Auswahl der Verkehrsmittel versammelt: Fußgänger, Radfahrer, diverse Taxis, ein Santana (rot), zwei Santana 2000 (schwarz), ein Handkarren, eine Fahrradrikscha, mehrere Motorräder. Rechts sogar ein Polizist mit weißer Mütze. Die Dreirad-Moped-Taxis ("Farmer Taxis") sind in der Innenstadt nicht erlaubt. Muss ich noch erwähnen, dass die Aufnahme keinen Stau zeigt, sondern alles in Bewegung ist?

Verkehrsszene

Links abgebogen wird vor dem Gegenverkehr oder mitten hindurch. Der Erfolg ist, dass wir als Fußgänger immer bei Rot gegangen sind, der Geradeausverkehr ist leichter einzuschätzen. An der Kreuzung direkt vor dem Hotel gibt es an allen vier Seiten Fußgängerampeln, da es gleichzeitig noch eine kreisförmige Brücke gibt, die alle Seiten miteinander verbindet, hat man auf einer Seite allerdings Zäune aufgestellt.

Obwohl in Fuyang Hupverbot herrscht, vergingen tagsüber (also so etwa 6-21 Uhr) kaum mal fünf Sekunden, in denen man nicht mindestens zwei Hupen gleichzeitig hören konnte. Nachts immer noch alle paar Sekunden ein Hupen, und das bei einfach verglasten Fenstern, deren Alurahmen schon aus der Führung rutschten, wenn man sich etwas anlehnte (wie erwähnt: im 15. Stock).

Auf die Transportmittel wird generell gepackt, was drauf geht, entsprechende Bilder habe ich nicht nur im Bereich Bahn gesehen, sondern auch auf der Straße. Motorrad drei Personen, mit Beiwagen vier Personen. Das "Farmer-Taxi" blieb mit zwei Europäern und einem Chinesen als Passagieren jedoch an einer zur Verkehrsberuhigung aufgenagelten Stahlleiste (ca. 5 cm hoch) hängen. Das Papier auf dem Anhänger ist zum Verbrennen bei Bestattungsfeiern gedacht. Für Busse gilt ebenfalls die Beladung nach Bedarf, was angesichts der Stromleitungen am Busbahnhof gelegentlich für Probleme sorgen dürfte.

Papiertransport Reisebus

Bei der Fahrzeugbeleuchtung ist das Bild uneinheitlich. Gar nicht, so lange es geht (zuletzt machen in der Regel die Busfahrer die Scheinwerfer an), dann aber entweder viel zu hoch eingestellt oder gleich Fernlicht, um den Gegenverkehr möglichst effektiv zu blenden, denn der blendet ja auch. Es hat auch den Vorteil, dass das (Mit-) Fahren noch etwas spannender wird.

Zu den Merkwürdigkeiten der chinesischen Verkehrsführung gehörte die Absperrung einer Baustelle auf der Brücke vor meinem Hotel. Man hat die vier Spuren nacheinander neu geteert. Am Ende stand dann eine Absperrschranke, mit dem Erfolg, dass alle, die über den frischen Teer gefahren waren, nun darum Salom machten. Aufgrund der Schäden fuhr man vorher Slalom um die Löcher im Asphalt.

Absperrung

So weit ich gesehen habe, gibt es im ÖPNV einen Bustakt. Das heißt, dass dann alle Busse die Haltestelle gleichzeitig erreichen und warten, bis sie nach und nach den Fahrgastwechsel machen können. In Fuyang (Bild) waren es fünf Busse, in Wuhan ca. 15, darunter drei Trolleybusse.

Bustakt in Fuyang

Der Chinese an sich

Da es ebenso den Chinesen gibt wie den Deutschen, der eineindeutig an Bier, Eisbein mit Sauerkraut und Lederhose zu erkennen ist, in einem Fachwerkhaus mit Garten wohnt (vielleicht noch mit einer Hakenkreuzfahne davor), ist die Überschrift irreführend. Immerhin gibt es ein paar Dinge, die "umweltbedingt" häufig sind, aber eben auch Gerüchte.


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